Autophagie
Autophagie ist ein Prozess der Selbstreinigung der Körperzellen. Die im Stoffwechsel anfallenden Stoffe, die nicht mehr sinnvoll genutzt werden können, werden durch Autophagie beseitigt. Es handelt es sich um eine Art "Müllbeseitigung" der Körperzellen. Die im Stoffwechsel anfallenden Stoffe, die nicht mehr sinnvoll genutzt werden können, werden durch Autophagie beseitigt. Autophagie wirkt Alterungsprozessen entgegen und wird zunehmend als präventiver Prozess bei zahlreichen Krankheiten u.a. von Krebs betrachtet.
Entdeckung und Wortstamm
Das Phänomen der Autophagie wurde in den 1960er Jahren entdeckt und erstmals beschrieben. Geprägt wurde der Begriff vom belgischen Forscher Christian de Duve. Er hatte beobachtet, dass bestimmte Zellorganellen, die Lysosomen, Stoffwechselendprodukte, plakativ ausgedrückt Zellmüll, abbauen können. „Auto“ stammt aus dem griechischen für "selbst" und „phagein“ heißt essen.
Der Japaner Yoshinori Ohsume erhielt im Jahr 2016 den Medizin-Nobelpreis für seine bahnbrechenden Erkenntnisse zum genaueren Verständnis der Abläufe im Kontext der Autophagie.
Die Funktion der Autophagie in den Zellen
Autophagie kann als eine Form von „Recyclingprogramm“ der Zellen betrachtet werden. Beschädigte oder falsch gefaltete Proteine und ganze Zellstrukturen wie Organellen werden zerlegt, um anschließend wieder genutzt werden zu können.
Seit der Vergabe des Nobelpreises für die biochemische Aufklärung der Abläufe bei der Autophagie bekommt das Thema vor allem in der Altersforschung immer mehr Beachtung.
Die Autophagie dient dem Ausgleich bzw. der Balance zwischen dem Abbau alter und der Herstellung neuer Zellstrukturen. Dieser Prozess wird auch "zelluäre Homöostase" genannt. Zum einen sichert Autophagie das Überleben der einzelnen Zelle durch Bereitstellung von Baustoffen, zum anderen werden durch Autophagie nicht mehr lebensfähige Zellen zerstört.
Autophagie findet kontinuierlich statt und kann gezielt durch bestimmte Stressreize aktiviert werden.
Faktoren, die Autophagie anstoßen
Generell stoßen wohldosierte, unterschwellige Reize wie z.B. Temperaturreize (Hitze/Kälte), Hunger oder muskuläre Aktivitäten zu den Faktoren, die Autophagieprozesse an. Es geht also darum, den Organismus mit diesen Reizen regelmäßig leicht zu beanspruchen. Die Reize dürfen jedoch nicht so stark sein, dass sie den Organismus irreversibel schädigen.
Fasten und Verminderung der Nahrungsenergie → diese beiden Faktoren gelten als stärkste „Trigger“, also Schalter für die Autophagie. Auch das Intervallfasten wird in diesem Kontext als hilfreich betrachtet
Bewegung/Sport → muskuläre Aktivitäten versetzen den Körper in eine Art positiven Stresszustand, der Autophagie begünstigt
Lebensmittel mit Sirtuinen und Spermidin → Sirtuinaktivatoren sind z.B. Beerenfrüchte, Buchweizen, Chicoree, Datteln, Grünkohl, Grüner Tee, dunkle Schokolade u.v.a.; Spermidin ist vor allem reichlich vorhanden in Weizenkeimen.
Andere Lebensmittel → neben Sirtuinen, Spermidin und Fisetin sind auch andere Lebensmittel und Getränke in der Lage die Autophagie anzuregen. Dazu zählen: Äpfel, Birnen, Nüsse, Pilze und schwarzer Kaffee. Möglicherweise können auch fermentierte Lebensmittel die Autophagie anstoßen.
Temperaturreize → vor allem kurzfristige Kältereize können Autophagieprozesse anstoßen; schon länger bekannt ist eine beschleunigte Regeneration bei Leistungssportlern in Eisbädern.
Autophagie, Alter und Krankheiten
Eine nicht optimal regulierte bzw. reduzierte autophagische Aktivität kann zahlreichen Krankheiten und ganz allgemein Alterungsprozessen den Weg bahnen. Zu den infolge eingeschränkter Autophagieprozessen entstehenden Krankheiten werden vor allem gezählt:
- Demenzerkrankungen → Entstehen neurodegenerativer Plaques im Gehirn
- Krebs → unzureichende Unterdrückung der Entstehung von Tumore infolge fehlregulierter Beseitigung geschädigter Zellorganellen
- Muskelerkrankungen → gestörter Abbau von Stoffen bei der muskulären Energiegewinnung
- Infektionserkrankungen → keine Abtötung intrazellulärer Krankheitserreger
Insbesondere in der Krebstherapie werden Phänomene der Autophagie gezielt genutzt, um entweder gesunde Zellen zu schützen oder um Tumorzellen zu schädigen.
Literatur
- Clement, C. und Loberg, K.: Der Gesundschalter – Wie Sie Ihren Stofwechsel maximieren und Ihre Zellen durch Autophagie verjüngen; riva Verlag 2020
- Lenzen-Schulte, M. und Zylka-Menhorn, V.: Autophagie: „Selbstverstümmelung“ als Überlebensstrategie; https://www.aerzteblatt.de/archiv/inhalt?heftid=5955
⇒ Anti Aging, Apfel, Birne, Chicoree, Datteln, Fasten, Fisetin, Grüner Tee, Grünkohl, Intervallfasten, Kaffee, Kakao, Krebs, Nüsse, Sirtuine, Spermidin, Stress