Rutin
Rutin ist ein pflanzlicher Inhaltsstoff, der zu den Flavonoiden zählt. Er findet sich in zahlreichen Heilpflanzen, vor allem für die Anwendungsgebiete Herz, Kreislauf und Blutgefäße.
Charakteristika von Rutin
Die erste Isolierung von Rutin gelang 1842 dem Nürnberger Apotheker Weiss. Die Pflanze, aus der er Rutin isolierte, war die Weinraute. Aus ihrem botanischen Namen Ruta graveolens leitete er den Begriff Rutin ab. Die Tabelle zeigt eine Übersicht biochemischer und physikalischer Eigenschaften von Rutin sowie andere Namen und Exportländer.
Biosynthese in der Pflanze | Quercetin wird mit dem Zucker Rutinose verbunden (Rutinose → Disaccharid aus Glucose und Rhamnose); Quercetin + Rutinose ergibt Rutin; Rutin ist demnach ein Glykosid (Zuckerverbindung) |
Andere Namen | Quercetin-3-O-rutonisid, Quercetin-3-O-glucorhamnosid, Vitamin P, Rutosid, Sophorin; C.I. Natural yellow 10 |
Chemische und physikalische Eigenschaften | Blassgelbes Pulver, antioxidativ wirksam, gut Alkohol löslich, schlecht Wasser löslich Schmelzpunkt: 200 ° C |
Abkömmling (Derivat) | Troxerutin |
Hauptexportländer | Brasilien und China |
Vorkommen von Rutin
Etliche Pflanzen bilden Rutin, um sich vor verschiedenen Einflüssen wie z.B. Oxidation zu schützen. Daher wird Rutin den sekundären Pflanzenstoffen zugerechnet. Sie dienen dem Schutz der Pflanze. Die Rutin-Menge in der Pflanze hängt stark von der UV-B Strahlung ab. Je stärker die Strahlung, um so mehr Rutin wird gebildet. Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Pflanzen mit einem hohen Rutinanteil:
Pflanzen mit Rutin | Gehalt |
---|---|
Echter Buchweizen (Fagopyrum aculeatum) | Blätter → 2 – 8 % Blüten → 4 – 12 % |
Kanadischer Holunder (Sambucus nigra subsp. Canadensis) | Blüten → 3,5 % |
Johanniskraut (Hypericum perforatum) | Obere Pflanzenteile → 1,6 % |
Weiße Maulbeere (Morus alba) | Blätter → 6 % |
Petersilie (Petroselinum crispum) | Blätter → 3 % |
Japanischer Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) | Blätter → 4 % Blüten/Knospen→15–20 % |
Wasserpfeffer (Persicaria hydropiper) | Blätter → 3 % |
Weinraute (Rutea graveolens) | k.A. |
Rotes Weinlaub (Vitis vinifera) | Blätter → 0,05 % |
Gewinnung von Rutin
Blüten haben den höchsten Gehalt an Rutin, gefolgt von Blättern und Sprossachsen. Das pflanzliche Material, aus dem Rutin gewonnen werden soll, wird mit einer 70- bis 85-prozentigen Isopranollösung ausgezogen (extrahiert). Anschließend wird die Isopropanol-Rutin-Lösung von Fett befreit und nach Entfernung des Lösemittels (Einengung) getrocknet bzw. kristallisiert. Eventuell wird das Rutin zu Troxerutin weiterverarbeitet, um eine bessere Bioverfügbarkeit zu erreichen.
Verstoffwechselung im Organismus
Rutin wird bei oraler Aufnahme nicht resorbiert. Bestimmte Darmbakterien zerlegen das Rutin. Seine Abbauprodukte, wie z.B. das Quercetin-3-glucosid, werden resorbiert, zirkulieren in der Blutbahn und üben so ihre Wirkung aus.
Nicht resorbiertes Rutin gelangt in tiefere Darmabschnitte (Ileum) und wird dort von Darmbakterien zu Abkömmlingen (Derivaten) der Phenylessigsäure abgebaut. Diese können wiederum resorbiert und über den Urin ausgeschieden werden. Als arzneilich bedeutsam wird die 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure angesehen. Sie wird als Krebs widriger Stoff wissenschaftlich diskutiert.
Wirkungen von Rutin
Rutin wirkt stark als Antioxidans gegen Sauerstoffradikale. Da es die Gefäßwände stabilisiert, d.h. auch die Durchlässigkeit (= Permeabilität) der Kapillaren verringert, wurde Rutin zunächst als Vitamin P bezeichnet. Aufgrund dieser Effekte auf die Permeabilität der Blutgefäße kommt es zu einer verbesserten Durchblutung bzw. Mikrozirkulation.
Weitere Effekte, die in Zusammenhang mit Rutin entdeckt wurden:
- antiallergisch
- bakterizid (Bakterien abtötend)
- leicht entzündungshemmend
- unterstützende Wirkung auf die Kollagenproduktion
- verstärkend auf die Vitamin C Funktion
- viruzid (Viren abtötend).
Arzneiliche Anwendung von Rutin
Rutin stabilisiert Blutgefäße und wird v.a. zum Schutz vor Venenerkrankungen eingesetzt.
- Eine Studie belegt die Wirksamkeit von Rutin bei Schwangerschaftsödemen
- Rutin und Troxerutin sind als Wirkstoffe in Venenmitteln zugelassen in Arzneimitteln, die die Gerinnungsfähigkeit des Blutes beeinflussen (Antihämorrhagika)
Arzneimittel mit Rutin
Unter dem Handelsnamen Fagorutin® werden verschiedene Darreichungsformen wie Dragees, Kapseln, Salben, Tees u.a. zur Anwendung zur Stärkung der Venen angeboten. Auch Rotes Weinlaub wird als Nahrungsergänzungsmittel in verschiedenen Darreichungsformen angeboten.
Literatur
- https://www.kraeuter-buch.de/glossar/rutin-304.html
- Blaschek, W. (Hrsg.): Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
⇒ Buchweizen, Flavonoide, Holunder, Petersilie, Sekundäre Pflanzenstoffe