Harnsteine
Etwa 4 % der Bundesbürger leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einem Harnstein. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Seit dem Krieg steigt die Zahl der Erkrankungen in Deutschland kontinuierlich an, parallel zu den sich ändernden Ess- und Trinkgewohnheiten. In etwa 60 % der Fälle werden Harnsteine durch falsche Ernährungsgewohnheiten verursacht.
Harnsteinarten:
Nach der Häufigkeit werden unterschieden: Calciumoxalat-, Harnsäure-, Calcium-Phosphat-Xanthin und Cystinsteine. Mit 65,4 % sind Calciumoxalatsteine die am häufigsten vorkommende Steinart. Danach folgen Harnsäuresteine mit einer Häufigkeit von 15,4 % der Harnsteine.
Vorbeugung und Therapie der Harnsteinerkrankungen:
Allgemeine Empfehlungen:
Für alle Steinpatienten, unabhängig von der Steinart, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die damit verbundene Harnverdünnung der steinbildenden Substanzen die einfachste, aber auch wirksamste Maßnahme. Durch eine Steigerung des Harnvolumens auf 2,5 l/24 Std. wird die Konzentration steinbildender Ionen erheblich gesenkt und das Risiko einer Kristallisation deutlich vermindert. Eine Steigerung des Harnvolumens über 2,5 l/24 Std. bringt bei der Mehrzahl der Steine keinen zusätzlichen Effekt. Für alle Steinpatienten geeignet sind harnneutrale Getränke, da sie die Harnzusammensetzung nicht verändern. Dazu zählen:
- Nieren- und Blasentees
- Quell- und Leitungswasser (aus hygienischen Gründen evtl. vorher abkochen)
- Früchte- und Kräutertees
- Verdünnte Säfte (z.B. Apfel- und Traubensaft)
- Mineralstoff- und bikarbonatarme Mineralwässer
Ungeeignete Getränke sind:
- Bier und andere alkoholische Getränke (auch alkoholfreies Bier nur in Maßen aufnehmen)
- Zuckerhaltige Limonaden und Cola-Getränke
- Bohnenkaffee, schwarzer Tee (auch aromatisierte schwarze Tees)
Spezielle Empfehlungen:
- Calciumoxalatsteine: bei der Bildung von Calciumoxalatsteinen spielen eine Reihe von Einflussfaktoren eine Rolle. Als Risikofaktoren gelten die erhöhte Ausscheidung der lithogenen (=steinbildenden) Substanzen sowie eine verminderte Ausscheidung von Stoffen, die die Steinbildung hemmen.
Steinbildende Stoffe: Steinhemmende Stoffe: Oxalsäure Zitronensäure Calcium Magnesium Harnsäure
Die erhöhte Oxalsäureausscheidung (Hyperoxalurie) zählt zu den bedeutenden Risikofaktoren der Steinbildung. Lebensmittel mit extrem hohem Oxalsäuregehalt sollten daher völlig gemieden werden. Dazu zählen in erster Linie Mangold, Spinat und Rhabarber. (s.a. Oxalsäure). Hohe Oxalsäuregehalte haben auch Nüsse (Mandeln, Cashew, Erdnüsse, Pecan und Walnüsse). Obwohl nur rund 5 % der zugeführten Oxalsäure im Darm aufgenommen wird, führt die Aufnahme von oxalsäurereichen Lebensmittel zu einem Anstieg der Oxalsäureausscheidung im Harn um bis zu 400 %. Zudem wurde bei vielen Steinpatienten eine übermäßige Aufnahme (Hyperabsorption) an Oxalsäure nachgewiesen, die dann zu einer erheblichen Mehrausscheidung beiträgt.
Die Calciumaufnahme sollte den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entsprechen, d.h. in der Größenordnung von 800 - 1000 mg Calcium/Tag (s.a. Calcium). Diese Menge sollte aber nicht wesentlich unter- oder überschritten werden. Die häufige Empfehlung, Milchprodukte völlig zu meiden, ist nicht sinnvoll, da sie zu einer Unterversorgung mit Calcium führen kann. Zudem hat eine geringe Calciumaufnahme eine vermehrte Oxalsäureaufnahme im Darm zur Folge.
Weitere Faktoren, die zu einer vermehrten Calciumausscheidung im Harn beitragen, sind:- ein hoher Zuckerkonsum;
- eine hohe Kochsalzzufuhr;
- eine erhöhte Aufnahme tierischen Proteins.
Die Ursachen für die gesteigerte Calciumausscheidung durch diese Faktoren sind noch nicht in allen Einzelheiten geklärt.
Eine erhöhte Harnsäureausscheidung (=Hyperurikosurie) erhöht das Steinbildungsrisiko für Harnsäuresteine, aber auch für Calciumoxalatsteine. Dies ist damit zu erklären, dass Harnsäure wichtige Hemmstoffe der Calciumoxalatsteinbildung (Glykosaminoglykane) in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Aus diesem Grund ist eine verminderte Aufnahme von Purinen empfehlenswert. Eine Verminderung des Fleischverzehrs ist daher sinnvoll (s.a. Gicht).
Die Ausscheidung von Zitronensäure ist der wichtigste Hemmer der Calciumoxalatsteinbildung. Sie ist abhängig vom pH-Wert des Harnes. Mit steigendem Urin-pH-Wert nimmt die Zitronensäureausscheidung zu. Daher wird eine Steigerung des Urin-pH-Wertes angestrebt. Dies ist zu erreichen durch:- Vegetarische Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse
- Harnalkalisierende Getränke: Mineralwässer mit einem hohen Hydrogenkarbonatgehalt (HCO3- mehr als 1500 mg/l), Obst- und Gemüsesäfte, Molke, mineralstoffreiche Tees und Frischpflanzensäfte (z.B. Brennessel, Löwenzahn, Bohnenschalen, Zinnkraut)
Hemmer der Calciumoxalatsteinbildung ist außerdem Magnesium.
Magnesium verbindet sich im Harn mit Oxalsäure zu Magnesiumoxalat, einer Verbindung, die leichter löslich ist als Calciumoxalat. Zudem vermindert eine evtl. Verbindung von Magnesium und Oxalsäure im Darm das Risiko einer vermehrten Oxalsäureaufnahme.
Zu empfehlen ist daher:- Magnesiumreiche Ernährung (s.a. Magnesium)
- Magnesiumpräparate zur Nahrungsergänzung
- Harnsäuresteine:
Risikofaktoren für diese Steinart sind eine überhöhte Energiezufuhr in Verbindung mit verminderter körperlicher Bewegung, hohem Fleischkonsum und erhöhter Alkoholzufuhr.
Patienten mit Harnsäuresteinen sind häufig übergewichtig, der enge Zusammenhang zur Gicht zeigt sich daran, dass 40 % aller Gichtpatienten gleichzeitig Harnsäuresteine bilden.
Wichtige Maßnahmen sind:- Verminderung der Purinaufnahme (s.a. Gicht)
- Aufnahme harnalkalisierender Getränke (s.o.)
- Verminderung des Körpergewichtes
Angebot im Reformhaus® bei Harnsteinleiden:
- Vielzahl von empfehlenswerten Getränken:
- Kräuter- und Haustees
- Frischpflanzensäfte
- Obst- und Gemüsesäfte
- Molke
- Vielzahl von vegetarischen und purinarmen Lebensmittel
- Nahrungsergänzungsmittel:
- Magnesium
- basisch wirkende Mineralstoffmischungen
Literatur:
- Hesse, A., Scharrel, O.: Die Bedeutung der Ernährung in der Therapie des Harnsteinleidens; Ernährungs-Umschau 41
Calcium, Gicht, Magnesium, Oxalsäure