Arachidonsäure
Arachidonsäure ist eine Fettsäure, die hauptsächlich in Fett reichen tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Sie ist für die Regulation des Zellstoffwechsels von Bedeutung. Bei übermäßiger Aufnahme werden entzündliche Krankheiten wie z.B. Rheuma gefördert. Ihren Namen hat sie von der in Erdnussöl (Erdnuss = Arachis hypogaea) vorkommenden Arachinsäure. Dies ist die gesättigte (ohne Doppelbindungen) Variante der Arachidonsäure.
Chemische Struktur
Arachidonsäure (Fachname: Eicosatetraensäure) ist chemisch charakterisiert durch:
- 20 Kohlenstoffatome, unverzweigt
- 4 Doppelbindungen (vierfach ungesättigt) an den Positionen 5, 8, 11 und 14
- Omega-6: erste Doppelbindung am 6. Kohlenstoffatom
Vorkommen und Synthese im Körper
Die Arachidonsäure kommt in nennenswerten Mengen nur in tierischen Lebensmitteln vor. Da es sich um eine Fettsäure handelt, steigt die Konzentration mit dem Fettgehalt des Lebensmittels. Besonders reich an Arachidonsäure ist Schweinefett. Die Tabelle zeigt eine Übersicht von Arachidonsäuregehalten verschiedener tierischer Lebensmittel:
Tierische Lebensmittel | Arachidonsäure in mg/100 g |
---|---|
Eier Hühnerei-Eigelb Hühnerei, gesamt | 297 70 |
Fette und Öle Butter Rindertalg Schweineschmalz | 113 240 1700 |
Fisch und Fischerzeugnisse Rotbarsch, geräuchert Thunfisch | 366 245 |
Fleisch und Fleischprodukte Schweineleber Suppenhuhn Leberwurst | 491 850 200 |
Milch- und Milchprodukte Vollmilch Emmentaler Käse (45 % i.Tr.) | 3 28 |
Quelle: Souci-Fachmann-Kraut: Die Zusammensetzung der Lebensmittel – Nährwert-Tabellen |
Arachidonsäure kann im Organismus aus Linolsäure gebildet werden. Der Syntheseweg geht über die Zwischenstufen Gamma-Linolensäure und Dihomo-Gammalinolensäure. Die Synthese verläuft reibungslos, wenn die Enzyme Delta-6-Desaturase, Delta-5-Desaturase und eine Elongase ausreichend aktiv sind. Je nach Ernährungsweise und genetischer Disposition kann der Arachidonsäuregehalt im Organismus stark variieren. Ein geringer Gehalt an Arachidonsäure kann folgende Gründe haben:
- Eingeschränkte Aktivität der genannten Enzyme
- Fettarme Ernährung, insbesondere eine geringe Zufuhr Linolsäure reicher Öle wie Distelöl, Sonnenblumenöl u.a.
Die Frage, inwieweit die körpereigene Arachidonsäuresynthese aus Linolsäure dazu beiträgt entzündliche Prozesse (siehe auch negative Effekte) zu fördern ist nicht geklärt. In einem systematischen Übersichtsartikel (Review) wurde als Fazit festgehalten, dass es „nahezu keine Daten aus randomisierten, kontrollierten Interventionsstudien bei gesunden Menschen gibt, die zeigen, dass eine erhöhte Aufnahme von Linolsäure über die Ernährung Entzündungsmarker erhöht. Allerdings kann die Möglichkeit, dass eine hohe Linolsäure-Aufnahme diese erhöht, nicht ausgeschlossen werden.“
Bedeutung im Stoffwechsel
Positive Effekte
Aus der Arachidonsäure werden Eicosanoide gebildet, die für eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen nötig sind. Sie sind bei allen Säugetieren von Bedeutung. Arachidonsäure wird in die Zellmembran eingebaut, insbesondere von Nerven und Gehirnzellen. Niedrige Konzentrationen an Arachidonsäure können daher den Weg für neurologische Erkrankungen bereiten. Bei Kindern mit Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen wurden niedrige Arachidonsäurekonzentrationen im Gewebe gefunden. Das Immunsystem benötigt Arachidonsäure als Vorstufe für spezielle Gewebshormone (Prostaglandine).
Negative Effekte
Arachidonsäure ist andererseits auch eine Schlüsselsubstanz für Stoffe, die Entzündungsprozesse fördern. Darum wird bei allen Erkrankungen mit Entzündungsprozessen, vor allem rheumatischen Krankheiten, eine niedrige Arachidonsäurezufuhr über Lebensmittel empfohlen. Auch die Zufuhr Linolsäure reicher Öle soll bei solchen Krankheiten eher zugunsten von Omega-3-Fettsäuren (in Fischölen, Leinöl u.a) vermindert werden.
Ganzheitlich betrachtet ist Arachidonsäure als Ausgangsfettsäure für eine Vielzahl von Gewebshormonen von Bedeutung. Besteht eine Unausgewogenheit (zu niedrige bzw. zu hohe Gewebskonzentrationen) oder sind bestimmte Erkrankungen vorhanden, kann der Fettsäurestoffwechsel mit individuell zugeschnittenen Empfehlungen zur Auswahl von Speisefetten- und -ölen optimiert werden.
Eine Kostform, bei der auf Dauer die Arachidonsäurezufuhr deutlich eingeschränkt ist, ist die vegetarische Ernährung. Bei einer Umstellung wie sie z.B. bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises empfohlen wird, dauert es ca. zwei Monate, bis hohe Arachidonsäurewerte gesunken sind. Mit einem spürbaren Effekt ist also erst nach mehreren Wochen konsequenter Umstellung zu rechnen.
Literatur:
- Eichhorn, J.: Arachidonsäure – Wissenswertes und Hitlisten; Praxis für Allgemeine und Erfahrungsmedizin
- Johnson, G.H.; Fritsche, K.: Der Effekt der Linolsäure aus der Ernährung auf Entzündungsmarker bei gesunden Personen: Ein systematischer Review randomisierter kontrollierter Studien, Ernährungs-Umschau 1/2013, M 46 – 47
- Marks, F.: Der Stoffwechsel der Arachidonsäure; Biologie in unserer Zeit Jahrgang
--> Fett, Fettsäuren, Omega-3/6 Fettsäuren, Rheuma