Lecithin
Im Jahre 1846 entdeckte der französische Chemiker Maurice Gobley im Eigelb fettähnliche Stoffe. Diesen gab er den Namen "Lecithine" (griech.: lekithos = Eigelb). Lange Zeit galt Eigelb als die Hauptlecithinquelle in der Nahrung. Später wurde Lecithin in Ölsaaten gefunden. Heute wird Lecithin in großen Mengen aus der Sojabohne gewonnen.
Vorkommen von Lecithin:
Lecithine sind reichlich enthalten im Eidotter, in der Hirnsubstanz, in Hefen, in vielen Pflanzensamen, in Getreidekeimen, in Vollkornprodukten, Sojabohnen und in der Leber.
Die Lecithine unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und damit ihrer ernährungsphysiologischen Qualität (siehe chemischer Aufbau).
Chemischer Aufbau:
Lecithin gehört zur Gruppe der fettähnlichen Stoffe. Es ist ein Gemisch aus Phospholipiden und ähnlich wie ein Triglycerid (Fett) aufgebaut (Glycerin + Fettsäuren). Anstelle der dritten Fettsäure sind stickstoffhaltige Substanzen und Phosphat enthalten.
In der Chemie spricht man von den Lecithinen und meint damit eine der wichtigsten Gruppen der Phospholipide, die Phosphatidylcholine, die als stickstoffhaltige Substanz ausschließlich Cholin enthalten.
Die "Qualität" des Lecithins in Bezug auf die menschliche Ernährung hängt von dem Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäure und Cholin ab. Das Lecithin der Sojabohne ist besonders wertvoll, da es neben einem hohen Cholinanteil einen großen Anteil ungesättigter Fettsäuren (62 %) aufweist.
Auch Weizenkeimlecithin ist qualitativ hochwertig.
Cholin: Lecithine enthalten unterschiedliche Mengen an -Cholin. Cholin ist Bestandteil des Neurotransmitters Acetylcholin. Neurotransmitter sind notwendig für die Reizübertragung von Nerven- und Muskelzellen. Lecithin mit einem hohen Cholinanteil wird daher auch bei Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen sowie zur "Nervenstärkung" eingesetzt.
Verwendung von Lecithin:
Weltweit werden heute 100.000 t Lecithin hergestellt. Es wird wegen des guten Emulgier- und Dispergiervermögens, des Instantisierungseffektes und der Oberflächenwirkung in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie eingesetzt.
Lecithin ist z.B. enthalten in Milchpulver, Dessertmischungen, Margarine, Kakao, Schokolade, Keksen, Waffeln, Teigwaren, Mayonnaisen, Puddingpulver, Kaffeeweißer und Haustierfutter.
Viele Kosmetika enthalten Lecithin. Es beugt trockener Haut vor, sorgt für einen dauerhaften Fettfilm und erleichtert infolge seiner Dispergierfähigkeit das Eindringen gut reinigender Substanzen in die Haut.
Lecithin wird auch zur Herstellung von Lacken, Farben, Magnetbändern, Spezialpapieren, Leder und Textilien benötigt.
Funktionen im Körper:
- Bestandteil der Zellmembran; Lecithin verbessert die Durchlässigkeit der Zellmembranen.
- Lecithin spielt eine wichtige Rolle bei der Emulgierung und Resorption der Nahrungsfette.
- Lecithin verhindert das Ausfällen von Cholesterin in der Gallenblase und beugt somit Gallensteinen vor.
- Lecithin ist Bestandteil der Lipoproteine und dient ihrer Stabilisierung.
- Bei Stressbelastungen kann das Gehirn Lecithin als Energiequelle nutzen.
Diätetischer und arzneilicher Einsatz von Lecithin:
- Nervenstärkung/Steigerung der Gedächtnisleistung:
Aufgrund des Cholinanteils im Lecithin verbessert Lecithin die Reizübermittlung zwischen den Nervenzellen. Cholin ist Bestandteil des Acetylcholins, einem bedeutenden Neurotransmitter (Botenstoff für die Reizübermittlung). Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Gedächtnisleistung durch Lecithinaufnahme gesteigert werden kann. Mangelt es an Acetylcholin kommt es zur Blockierung des Sofortgedächtnisses und der Speicherfähigkeit für neue Gedächtnisinhalte. - Senkung der Blutfettwerte/Arteriosklerose:
Nach 4-wöchiger Gabe von dreimal täglich 1,8 g Sojalecithin, kam es zu einer erheblichen Senkung von Gesamtcholesterin-, LDL- und Triglyzeridwerten im Blut.
Außerdem erhöhten sich die HDL-Werte. (Fettstoffwechselstörungen) - Leberschutz:
Lecithin wird zum allgemeinen Schutz der Leber und speziell bei einer Fettleber gegeben. Vermutlich fördert es die Fettmobilisation und damit die Beseitigung krankhaft erhöhter Fetteinlagerungen.
Lecithin als Zusatzstoff:
Lecithin ist unter der E-Nummer 322 als Zusatzstoff allgemein zugelassen. Auch in den Lebensmitteln des neuform-Vertragswarensortimentes ist Lecithin aufgrund seiner gesundheitlichen Unbedenklichkeit erlaubt. Lecithin gehört zur Gruppe der Emulgatoren.
Lecithin im neuform-Vertragswarensortiment:
- Lecithin (E 322) ist als Emulgator uneingeschränkt zugelassen.
- Lecithinpräparte (Arzneimittel und Diätetika) in verschiedenen Darreichungsformen (Granulat, flüssig, Dragees, Tabletten) mit einem hohen Phosphatidylcholinanteil auf der Basis von Sojalecithin.
- Lecithin ist Bestandteil vieler Kosmetika.
Literatur:
- Belitz, H.-D., Grosch, W.: Lehrbuch der Lebensmittelchemie; Springer Verlag.
- Buddecke, E.: Grundriss der Biochemie; Verlag De Gruyter.
- Scholz, H.: Lecithin; Kneipp-Blätter '92 - 7.
- Fauser-Vitaquell: Fettfibel von A bis Z.
Emulgatoren, Fett, Fettstoffwechselstörungen, Phosphor, Soja, Zusatzstoffe