Calcium
Calcium (chem. Symbol Ca, Atomgewicht 40.08) ist das im menschlichen Organismus am meisten vorkommende Mengenelement. Der Gesamtkörperbestand beträgt ca. 1 kg beim Mann und ca. 800 g bei der Frau. Mehr als 99 % des Calciumbestandes befinden sich in Form von Calcium-Hydroxyapatit (Ca5(PO4)OH) im Knochen und in den Zähnen.
Calciumverteilung im Körper | |
Skelett und Zähne: | 1,0-1,8 kg (> 99 %) |
Extrazelluläre Flüssigkeit: | 1000-1200 mg |
Blutplasma: | 2,25-2,63 mmol/l (=90-105 mg/l) davon etwa 45 % ionisiert (aktives Ca) |
Intrazelluläre Konzentration: | < 5 mmol/l, davon 0,1 micromol ionisiert |
Schweiß: | 20-300 mg pro Tag |
Speichel: | 60 mg/l |
Harn: | 100-400 mg pro Tag |
Faeces: | 300-1300 mg pro Tag |
Gesamtkörperbestand | |
Neugeborenes | 25–30 g |
Frau | 750–1100 g |
Mann | 900–1300 g |
Empfehlungen für die Calciumaufnahme in mg/Tag: | ||||
Säuglinge und Kinder | Jugendliche und Erwachsene | |||
0-4 Monate | 220 | 15-19 Jahre | 1200 | |
4-12 Monate | 400 | 19-65 Jahre | 1000 | |
1-4 Jahre | 600 | Stillende | 1000 | |
4-7 Jahre | 700 | Schwangere | 1000 | |
7-10 Jahre | 900 | |||
10-13 Jahre | 1100 | |||
13-15 Jahre | 1200 |
Quelle: DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr; 1. Aufl.; 3. vollständig durchgesehener und korrigierter Nachdruck 2008
Regulation des Calciumhaushaltes:
Bei Calciummangel wird Ca aus den Knochen freigesetzt, bei Überschuss dort deponiert. Dadurch und durch Regulierung der Ca-Ausscheidung über die Niere und die Aufnahme im Darm wird der Blut-Ca-Spiegel in engen Grenzen gehalten. Verantwortlich für dieses Gleichgewicht sind verschiedene Hormone:
Calcitriol (Vitamin D Hormon) - fördert die Ca-Aufnahme im Darm, erhöht die Calciumresorption in der Niere und ermöglicht die Einlagerung von Calcium in die Knochen.
Calcitonin - ist der Gegenspieler von PTH, hemmt die Ca-Freisetzung aus Knochen und die Ca-Resorption aus den Nieren.
Zudem wird ständig Knochensubstanz auf- und abgebaut. Zwischen der großen Fläche der Ca-Apatitkristalle und der sie umgebenden Blutflüssigkeit erfolgt ein ständiger Ca-Austausch. Pro Tag werden etwa 20 g Ca ausgetauscht. Verantwortlich sind die Knochenzellen:
Osteoblasten - bauen Ca in die Knochen ein.
Osteoklasten - bauen Knochengewebe ab.
Zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr wird die individuell höchstmögliche Knochenmasse (peak bone mass) erreicht. Später überwiegt mit einer Rate von 0,5-1,5 % der Knochenabbau. Das Nichterreichen der peak bone mass und eine langjährige negative Ca-Bilanz sind Risikofaktoren der Osteoporose!
Parathormon (PTH) - stimuliert die Ca-Aufnahme aus Knochen und Nieren sowie die Ausscheidung von Phosphat mit dem Harn
Ca-Aufnahme und -Ausscheidung:
Die Ca-Aufnahme erfolgt hauptsächlich im oberen Dünndarm. Sie ist besonders hoch in Zeiten erhöhten Bedarfs. So resorbieren Säuglinge und Kinder bis zu 75 % der aufgenommenen Ca-Menge, Erwachsene nur 20 - 40 %.
Folgende Faktoren hemmen die Ca-Aufnahme:
- Vitamin D - Mangel
- übermäßige Phosphatzufuhr
- übermäßige Oxalsäure-Zufuhr
- übermäßige Phytat - Zufuhr (Vollkorngetreide/Hülsenfrüchte)
- Medikamente (Glucocorticoide-Cortison; Antikonvulsiva)
- wenig Magensäure.
Folgende Faktoren erhöhen die Ca-Ausscheidung:
- hohe Eiweißaufnahme
- hohe Kochsalzaufnahme
- hohe Coffeinaufnahme
- regelmäßiger Alkoholkonsum
- Störungen des Säure-Basen-Haushaltes.
Wirkungen im Körper:
Ca ist einerseits notwendig als Bau- und Struktursubstanz von Knochen und Zähnen, andererseits wichtig als so genannter second messenger bei der Übertragung von Informationen im Stoffwechsel. Die Informationsübertragung wird durch gezielte Freisetzung von Ca aus intrazellulären Speichern gesteuert. Zusätzlich ist Ca für die folgenden Organsysteme von Bedeutung:
- Blutgerinnung: Bildung des Faktor IV des Gerinnungssystems, Bildung von Thrombin, Aktivierung von Faktor X
- Muskulatur: Aufrechterhaltung der Potentialdifferenzen und Ionenkonzentrationen
- Nervenzellen: Regulation der Reizweiterleitung
Calciumwerte im Blut | |||
Art des Calciums | mg/dl | mmol/l | |
Blutflüssigkeit | Gesamtes Ca | 8,4–10,6 | 2,1–2,7 |
Blutflüssigkeit | Ionisiertes Ca | 4,6–5,4 | 1,15–1,35 |
Die Ursachen für eine Erhöhung sind:
- bösartige Tumorerkrankungen
- Überfunktion der Nebenschilddrüsen
- seltener: Akromegalie, mangelnde Bewegung (Bettlägerigkeit), Familiäre Hypokalziurische Hyperkalziämie, bestimmte harntreibende Medikamente, nach Ende einer Cortisonbehandlung, Lithium-Therapie, Aufnahme großer Mengen über die Nahrung (Milch-Alkali-Syndrom), Nebennierenrindenunterfunktion (Morbus Addison), Sarkoidose, Vitamin A- bzw. D-Überdosierung
Die häufigsten Ursachen für einen niedrigen Wert sind:
- akute Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
- schwerer Magnesiummangel
- Phosphatüberschuss
- Nebennierenrindenüberfunktion (z. B. Morbus Cushing)
- manche Medikamente (z. B Cortison oder bestimmte harntreibende Medikamente wie z.B Hydromedin® oder Lasix®)
- Infektionsschock (= septischer Schock)
- Neugeborenenhypokalziämie
- Gabe von Blutkonserven (nur kurzfristige Senkung)
Mangelerscheinungen:
Ca-Mangelsymptome ergeben sich aus den Funktionen des Ca im Organismus. Am bekanntesten sind die Auswirkungen auf die Knochen- und Zahnsubstanz (Osteoporose) sowie die erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems. Bei Ca-Mangel kommt es zu einer erhöhten Krampfneigung der Skelettmuskulatur bis hin zu Tetanien und zu einer Beeinträchtigung des Blutgerinnungssystems mit erhöhter Blutungsneigung.
Überdosierung von Ca:
Dosierungen bis zu 2 g Ca pro Tag werden von stoffwechselgesunden Menschen normalerweise problemlos vertragen. Bei Hyperparathyreodismus, Vitamin D-Vergiftungen oder Erkrankungen des Skelettsystems (z. B. multiples Myelom) ist die Ca-Gabe jedoch genau zu prüfen. Symptome eines zu hohen Blutcalciumspiegels können sein:
- Skelettmuskelschwäche
- Verstopfung
- Übelkeit
- Anorexie
- Lethargie, Depression
- QT-Intervallverkürzungen im EKG
- Erhöhung der Digitalis-Sensibilität
Therapeutischer Einsatz von Calcium:
- Allergien - Antihistaminwirkung
- Bluthochdruck - Ca-Mangel gilt als ein Faktor bei der Entstehung der primären Hypertonie
- Darmerkrankungen mit gestörter Aufnahme, auch bei Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom)
- Osteoporose - zusammen mit Vitamin D
- Parodontose - heilungsfördernd
Calciumreiche Lebensmittel:
Calcium kommt besonders reichlich in Milch - und Milchprodukten, Fisch, Hülsenfrüchten, Sojaprodukten, einigen Gemüsesorten und Kräutern sowie in Nüssen und Samen vor.
Calcium ist aus tierischen Quellen besser resorbierbar als aus pflanzlichen, mit Ausnahme von Sojaprodukten: hier ist das Calcium ebenso gut resorbierbar wie aus tierischen Produkten. Vitamin C und Zitronensäure erhöhen die Calciumaufnahme!
Ca- Gehalt tierische Lebensmittel (je 100 g Lebensmittel) | ||||
Milch und Sauermilchprodukte | Käse (über 800 mg) | |||
Schafmilch | 183 | Parmesan (37 %) | 1178 | |
Ziegenmilch | 127 | Appenzeller (20 %) | 1090 | |
Kuhmilch (Vollmilch) | 120 | Emmentaler (45 %) | 1029 | |
Joghurt (3,5 %) | 120 | Tilsiter (30 %) | 910 | |
Kefir | 120 | Gruyere | 881 | |
Buttermilch | 109 | Gouda (45 %) | 820 | |
auch andere Milchprodukte sind Ca-reich! In der Auflistung sind die Milchprodukte mit den höchsten Ca-Gehalten aufgeführt. | ||||
Fische | Krustentiere | |||
Sprotten | 170 | Krabben | 92 | |
Barsch | 95 | Austern | 82 | |
Sardelle | 82 | Langusten | 68 | |
Ostseehering | 68 | Hummer | 61 | |
Scholle | 61 |
Ca- Gehalt pflanzlicher Lebensmittel (je 100 g Lebensmittel) | ||||
Gemüse und Kräuter | Hülsenfrüchte und Ölsamen | |||
Gartenkresse | 214 | Sojabohne (Samen, trocken) | 201 | |
Grünkohl | 212 | Kichererbsen | 124 | |
Brunnenkresse | 180 | Bohne (weiß) | 113 | |
Petersilie | 179 | Mungbohne | 112 | |
Löwenzahnblätter | 165 | Tofu | 87 | |
Schnittlauch | 129 | |||
Spinat | 117 | |||
Mangold | 103 | |||
Nüsse, Samen und Trockenfrüchte | ||||
Sesamsamen | 783 | Mandeln | 252 | |
Haselnüsse | 226 | Leinsamen | 198 | |
Feigen | 193 | Pistazien | 136 | |
Paranüsse | 132 |
Quelle: Souci-Fachmann-Kraut: Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwert-Tabellen; medpharm Scientific Publishers Stuttgart
Calcium im Reformhaus®:
- Vielzahl vollwertiger Ca-reicher Lebensmittel (siehe Tabelle oben)
- Spezielle Ca-Präparate zur Nahrungsergänzung
Literatur:
- DACH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. vollständig durchgesehener und korrigierter Nachdruck; Umschau/Braus
- Pfisterer, M.: Calcium; Vorlesungsskript-Fortbildung zum Orthomolekulartherapeuten.
- Ratgeber: Vitamine Mineralstoffe; Deutscher Reform Verlag.