Gesundheit
Für den Begriff Gesundheit gibt es keine allgemein gültige Definition. Der Brockhaus beschreibt Gesundheit als das normale (bzw. nicht krankhafte) Befinden, Aussehen und Verhalten sowie das Fehlen von der Norm abweichender ärztlicher Befunde.
Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO):
Häufig wird auch die Definition der WHO von 1987 angeführt, die lautet: Gesundheit ist der Zustand des vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.
Weitere Gesundheitsdefinitionen:
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Gesundheit ist überhaupt nicht nur ein medizinischer, sondern überwiegend ein gesellschaftlicher Begriff. Gesundheit wiederherzustellen heißt in Wahrheit: Den Kranken zu jener Art von Gesundheit zu bringen, die in der jeweiligen Gesellschaft die jeweils anerkannte ist, ja in der Gesellschaft selbst erst gebildet wird. (Ernst Bloch)
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Gesundheit ist das geordnete Zusammenspiel normaler Funktionsabläufe und des normalen Stoffwechsels. (Büchner)
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Gesundheit ist die Fähigkeit, lieben und arbeiten zu können. (Freud)
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Gesundsein ist das Schweigen der Organe. (Hausarzt)
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Gesundheit ist die erfolgreiche Überwindung von Störungen in einem biologischen System (Schaefer, Biologe)
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Das gesunde Leben besteht im frohen Tun, in der Freude des Gelingens und im Glück der Gemeinschaft. (Nohl, Pädagoge)
Ganzheitliche Gesundheit:
Von großer Bedeutung ist der Begriff der ganzheitlichen Gesundheit. Ganzheit ist in diesem Zusammenhang ein Zustand, der nicht durch seine Bestandteile, sondern durch seine strukturierten Zusammenhänge bestimmt ist. So wie in der Medizin, hat dieser Begriff Einzug in viele Wissenschaften gehalten. Besonders in der Medizin jedoch wird versucht jede Einzeltatsache in die Zusammenhänge aller Symptome zu stellen, als Ausdruck einer Störung der Ordnung des körperlich-seelischen Gesamtzustandes. Die Ganzheit betrachtet alle psychischen und somatischen Vorgänge im Organismus nicht isoliert, sondern als einheitlichen Erlebniszusammenhang.
Kriterien der Gesundheit:
Häufige Kriterien der Gesundheit in der Literatur sind:
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Anpassung
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Rollenerfüllung
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Flexibilität
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Störungsfreiheit
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Homöostase/Gleichgewicht
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Wohlbefinden
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Leistungsfähigkeit
Gesundheitsmodelle:
So wie es zahlreiche Gesundheitsdefinitionen gibt, findet man in der Gesundheitswissenschaft unterschiedliche Gesundheitsmodelle, in denen Prozesse zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit beschrieben werden. Alle Modelle stellen Gesundheit in ihrer Beziehung zur Krankheit dar. Bedeutende Gesundheitsmodelle sind:
Biomedizinisches Gesundheitsmodell
Auf den gesunden Menschen wirken chemische, biologische oder physikalische Schädigungen (Noxen) ein, die zur Krankheit mit Struktur- und Funktionsstörung führen. Bei vielen Erkrankungen gibt es keine eindeutigen Noxen, sondern vielfältige Risiken.
Aufgabe der Medizin ist die Wiederherstellung der Gesundheit und die Defektheilung.
Das biomedizinische Modell ist pathogenetisch orientiert, d.h. es beschäftigt sich primär mit der Krankheit (Pathos) und versucht die Entstehungsfaktoren der Krankheit zu erklären. Sind die Entstehungsfaktoren festgestellt, gilt es sie in der Prävention zu vermeiden! Psychische und soziale Ursachen sind in dem Modell eher unterrepräsentiert. Diese fließen vor allem in das biopsychosoziale Modell ein:
Biopsychosoziales Gesundheitsmodell
Das biomedizinische Modell bildet die Basis des Gesundheits- /Krankheitsverständnisses. Hinzu kommen Schutzfaktoren wie z.B. ein hoher sozialer Status, psychische Widerstandskräfte oder ein gesunder Lebensstil. Diese werden den Risikofaktoren gegenübergestellt. Hierbei entsteht Krankheit bei einem Ungleichgewicht zwischen Risiko- und Schutzfaktoren.
Beiden Modellen liegt die Vorstellung einer Polarität von Gesundheit und Krankheit zugrunde, d.h. entweder gesund oder krank. (= Dichotoner Gesundheitsbegriff)
Salutogenetisches Gesundheitsmodell
Im salutogenetischen Gesundheitsmodell, entwickelt von Aaron Antonovsky, steht primär die Gesundheit und nicht die Krankheit im Fokus. Antonovsky faszinierte die Beobachtung, dass einige Menschen trotz extrem widriger und belastender Lebensumstände wie z.B. einer Gefangenschaft in einem Konzentrationslager erstaunlich gesund blieben. In psychologischen Tiefeninterviews filterte Antonovsky bestimmte Lebenseinstellungen und Glaubenssysteme heraus, die Menschen vor Krankheit schützen. Diese beschrieb er als Kohärenzgefühl, welches er als ein umfassendes und überdauerndes Gefühl des Vertrauens erklärt, das
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die inneren und äußeren Umweltreize im Lebenslauf strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind (= Verstehbarkeit)
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die Ressourcen verfügbar sind, um die Anforderungen bewältigen zu können (= Handhabbarkeit)
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die Anforderungen Herausforderungen darstellen, für die sich Anstrengung und Engagement lohnen (= Bedeutsamkeit)
Dem salutogenetischen Modell liegt die Vorstellung eines Gesundheits-Krankheitskontinuums gegenüber, auf dem sich Menschen mehr oder weniger stark in Richtung Gesundheit oder Krankheit bewegen.
Diese Vorstellung kommt auch in dem Modell von Travis zum Tragen.
Bei ihm ist der Gegenpol zur Krankheit die “Wellness“, die in etwa dem Gesundheitsbegriff der WHO entspricht.
nach Lutz Hertel / Der Große Wellness Guide
Gesundheitsförderung und -prävention:
Zur Gesundheitsförderung zählen alle Maßnahmen, die sich an Gesunde und Kranke richten. Hierzu zählen:
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Förderung einer gesunden Umwelt
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Förderung menschengerechter Lebenswelten
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Förderung von Lebenseinstellungen im Sinne des salutogenetischen Modells
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Stärkung individueller Schutzfaktoren (Lebensstilfaktoren wie gesundheitsorientierte Bewegung, gesunde Ernährung, Stressbewältigung u.v.m.)
Zur Gesundheitsvorbeugung (Prävention) zählen alle Maßnahmen zur Vorbeugung von unerwünschten psychischen oder physischen Zuständen. Sie setzt per definitionem ein, bevor eine Störung auftreten konnte und zielt auf eine Verminderung der Inzidenz (die Anzahl der Neuerkrankungen) ab. (Baumann & Perrez, 1990)
Präventionsformen:
Primäre Prävention
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Ziel: Verhütung von Risiken, Verhütung von Krankheiten, Stärkung von Schutzfaktoren
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Maßnahmen: Individuum bezogen und Umwelt bezogen, z.B. Impfprogramme, Gesundheitserziehung, Arbeitsschutz
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Zielgruppen: Gesunde / gesunde Exponierte
Sekundäre Prävention
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Ziel: Verhütung von Chronifizierung
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Maßnahmen: Früherkennungsuntersuchungen
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Zielgruppen: Risikoträger
Tertiäre Prävention
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Ziel: Verhütung von Folgeschäden, Verhütung von Rezidiven
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Maßnahmen: medizinische, berufliche, soziale Rehabilitation
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Zielgruppen: Kranke nach Akutphase
Ganzheitliche Konzepte für eine gesunde Lebensführung:
In den ersten Hochkulturen der Menschheit entwickelten sich aus der täglichen Erfahrung mit den Phänomenen von Gesundheit und Krankheit umfassende präventive Konzepte für eine gesunde Lebensführung. Prävention und Therapie gingen dabei meist fließend ineinander über. Zu den bedeutenden vor weit über 1000 Jahren entwickelten Konzepten zählen:
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Ayurveda (Indisches Gesundheitssystem)
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Diaita (antikes Griechenland – Hippokrates)
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TCM (Traditionelle chinesische Medizin)
In Deutschland entwickelte Maximilian Bircher Benner gegen Ende des 19. Jahrhunderts seine Ordnungslehre mit den Ordnungsgesetzen des Lebens. Integriert wurde die Ordnungslehre von der Lebensreformbewegung, deren Hauptziel die Rückkehr zu einer naturgemäßen, gesunden Lebensweise war.
Reformhaus® und Gesundheit:
Das zentrale Thema der Reformhäuser® wird mit dem Untertitel Reformhaus® – Treffpunkt gesundes Leben - eindeutig umschrieben. Das Reformhaus® bietet ein umfangreiches Sortiment an vollwertigen Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln, Naturheilmitteln, Naturkosmetika und Non-Food-Artikeln, das in seiner Zusammensetzung die Geschichte der Lebensreformbewegung widerspiegelt. Zu den wichtigsten Strömungen innerhalb der Lebensreform zählen die Antialkoholbewegung, die Freikörperkultur, die Jugendbewegung, die Naturheilkunde, die Siedlungsbewegung, die Tierschutzbewegung und der Vegetarismus. Gesundheitsbewusste und sich für ihre Gesundheit selbstverantwortlich fühlende Menschen sollen im Reformhaus® alle Produkte für ein gesundes Leben im Einklang mit der Natur finden. Die Gesundheitsphilosophie der Reformbewegung ist im Wesentlichen durch die folgenden Kernpunkte charakterisiert:
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Bewusstheit
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Ganzheitliches Denken, Handeln und Fühlen
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Individualität
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Naturverbundenheit, Verantwortung für die Natur
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Selbstverantwortung
Reformhaus-Fachakademie = Akademie für gesundes Leben:
Die Reformhaus-Fachakademie wurde als Stiftung ins Leben gerufen, um Mitarbeiterinnen der Reformhaus®-Branche modernes und ganzheitliches Ernährungswissen zu vermitteln und um Gesundheitsbildung zu fördern.
Das stete Wachstum der Akademie erhielt 1992 durch den Neubau eine neue Form, und es wurde die „Akademie für gesundes Leben“ gegründet. Sie findet starken Zuspruch von Teilnehmern, die sich für eine ganzheitliche Lebens- und Sichtweise interessieren.
Ziel der Reformhaus-Fachakademie ist die Schaffung von Rahmenbedingungen, in denen optimales Lernen und Lehren möglich ist. Mit allen Sinnen die Ganzheit erfassen.
Heute präsentiert sich die Reformhaus-Fachakademie als modernes Seminarhaus, in dem sich lebendiges Lernen erleben lässt. Acht einmalige Seminarräume und ein Hotel mit 140 Betten sind die Merkmale des Angebots.
Literatur/Links:
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Antonovsky, A.: Salutogenese - zur Entmystifizierung der Gesundheit; dgvt Verlag; Tübingen.
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Ernst, H.: Gesund ist, was Spaß macht; Kreuz Verlag; Stuttgart.
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Hertel, L.: Der große Wellness Guide; Vehling Verlag; Werl.
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