Vitamin C
Der Name Ascorbinsäure verweist auf den Zusammenhang zwischen der berüchtigten Seefahrerkrankheit "Skorbut" und der "Antiskorbutwirkung" von Vitamin C. Fast alle Säugetiere können Ascorbinsäure aus Glukose selbst herstellen. Ausnahmen sind Menschen, Affen und Meerschweinchen Auch Vögel und Fische müssen Vitamin C mit der Nahrung zuführen.
Chemie - natürliches versus synthetisches Vitamin C
Vitamin C ist der Trivialname für 3-Desoxy-3-oxo-L-gulonsäure-8-lacton. Biochemische Wirksamkeit zeigt nur L(+)-Ascorbinsäure, während Stereoisomere wie z.B. D-Ascorbinsäure oder Isoascorbinsäure biologisch inaktiv sind.
Ascorbinsäure aus natürlichen Quellen und synthetisch hergestellte Ascorbinsäure unterscheiden sich nicht.
Einfluss auf die Wirksamkeit und Ausscheidung nehmen jedoch die in natürlichen Quellen meist vorhandenen Flavonoide. Sie verstärken die festigende/Straffende Wirkung von Vitamin C besonders im Bindegewebe und erhöhen die Nierenschwelle, d.h. Vitamin C bleibt länger im Organismus und ist dadurch länger wirksam.
Referenzwerte für die Vitamin-C-Zufuhr
Ascorbinsäure (in mg/Tag) | ||||||||||||||||||||||
|
| |||||||||||||||||||||
|
|
Raucher haben einen höheren Vitamin C-Verbrauch und eine schlechtere Aufnahmerate als Nichtraucher.
Wirkungen im Körper
- Antioxidans (Radikalfänger)
- Aufbau des Bindegewebes (Kollagensynthese)
- Verbesserung der Aufnahme und Verfügbarkeit von Eisen
- Energieversorgung der Muskelzellen (Carnitinsynthese)
- Beteiligt an vielen Entgiftungsreaktionen (Giftstoffe, Medikamente), v.a. in der Leber
- Überführung der Folsäure in die wirksame Verbindung (Tetrahydrofolsäure)
- Stimulation des Immunsystems, u.a. Energiequelle für Fresszellen (Makrophagen)
- Hemmung der Nitrosaminbildung (Nitrosamine sind hochgiftige Krebs auslösende Stoffe)
- "Regeneration" von Vitamin E
- Beteiligt am Aufbau der Stresshormone (Katecholamine)
Erlaubte gesundheitsbezogene Aussagen (Health Claims) für Vitamin C
Folgende Aussagen zu Vitamin C dürfen laut den EU-Verordnungen 1924/2006 und 432/2012 als gesundheitsbezogene Aussagen auf Verpackungen von Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln erscheinen:
- trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems während und nach intensiver körperlicher Betätigung bei
- trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Blutgefäße bei
- trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Knochen bei
- trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Knorpelfunktion bei
- trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion des Zahnfleisches bei
- trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Haut bei
- trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Zähne bei
- trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei
- trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
- trägt zur normalen psychischen Funktion bei
- trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei
- trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen
- trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei
- trägt zur Regeneration der reduzierten Form von Vitamin E bei
- erhöht die Eisenaufnahme
Aufnahme, Ausscheidung und Speicherung
Die Aufnahme im oberen Dünndarm erfolgt durch aktiven Transport. Im Nüchternzustand aufgenommen, ist Ascorbinsäure bis zu Mengen von 200 mg vollständig bioverfügbar. Bei größeren Doesen geht die Resorptionsrate stark zurück. So beträgt beispielsweise die Bioverfügbarkeit einer Einzeldosis von 1250 mg nur ca. 33 % (412,5 mg).
Aus verschiedenen Untersuchungen wurde eine maximal mögliche Körperreserve von 3 g berechnet. Theoretisch kommt es nach 3 Wochen ohne jegliche Vitamin C Zufuhr zu ersten Mangelerscheinungen.
Mangelerscheinungen
Klassische klinische Vitamin C-Mangelzustände sind:
- Moeller-Barlow'sche Krankheit beim Säugling
- Skorbut beim Erwachsenen
Diese Krankheiten äußern sich beim Kind primär in Störungen der Knochenbildung und des Wachstums. Skorbut manifestiert sich in späteren Lebensabschnitten mit einer Neigung zu Blutungen in der Haut, den Schleimhäuten, der Muskulatur und den inneren Organen.
Vorklinische Symptome sind:
- höhere Infektanfälligkeit
- allgemeine Müdigkeit
- Leistungsschwäche
- schlechte Wundheilung
- Beeinträchtigungen des seelischen Wohlbefindens
Versorgungslage mit Vitamin C
Ein Spiegel des Versorgungszustandes ist die Vitamin C-Konzentration im Blutplasma:
- < 10 µmol/l klinische Symptome (Skorbut)
- < 20 µmol/l unzureichend (häufig schon vorklinische Symptome)
- < 37 µmol/l ungenügende Zufuhr
- > 50 µmol/l wünschenswerte Plasmaspiegel
Laut DGE-Ernährungsbericht 2020 gilt die Vitamin C-Versorgung als gesichert. Frauen und Männer nehmen in Durchschnitt über 100 mg/Tag bei zu sich. Bei überwiegendem Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel wird die empfohlene Vitamin C-Menge oft nicht erreicht. Problematisch kann die Versorgung auch bei alten Menschen in Pflegeheimen und Senioreneinrichtungen werden.
Vitamin C-Bedarf ist erhöht bei:
- Alkoholmissbrauch
- Diabetes
- Hochleistungssport
- Infektionen
- Niereninsuffizienz (dialysepflichtig)
- Rauchen
- Schwangerschaft/Stillzeit
- Stress
Verwendung von Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel und in der orthomolekularen Medizin
Vitamin C wird hauptsächlich zur Nahrungsergänzung bei Mangelerscheinungen und zur Stärkung der körpereigenen Abwehr eingesetzt. Folgende Vitamin C-Verbindungen sind laut EU-Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II (Fassung 20.3.2021) für Vitamin C in der EU zugelassen:
- Calcium-L-ascorbat
- Kalium-L-ascorbat
- L-Ascorbinsäure
- L-Ascorbyl-6-Palmitat
- Magnesium-L-ascorbat
- Natrium-L-ascorbat
- Zink-L-ascorbat
In der orthomolekularen Medizin (Therapie mit z.T. hoch dosierten Vitaminen, Mineralstoffen u.a. physiologischen Substanzen) sind folgende Indikationsgebiete aufgelistet:
- Arteriosklerose (Vorbeugung und Therapie)
- Cystinurie (in Folge Nierensteine)
- Fettstoffwechselstörungen (hohe Cholesterin und Blutfettwerte)
- Immunstimulation
- Bakterielle und virale Infekte
- Skorbut
- Prävention von Tumorerkrankungen
- Verbesserung der Wundheilung
Überdosierung:
- Über Lebensmittel praktisch unmöglich
- Menschen mit Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) sollten pro Tag nicht mehr als 500 mg Vitamin C aufnehmen und darauf achten Vitamin C nicht zusammen mit Eisen reichen Lebensmitteln aufzunehmen (zeitlicher Abstand 2 Stunden)
- Laut Europäischer Sicherheitsbehörde (EFSA) sind bei Mengen von bis zu 1 g keinerlei Nebenwirkungen zu befürchten
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt eine Höchstmenge von 250 mg in Nahrungsergänzungsmitteln
- Von Dosen über 1 g/Tag bei PatientInnen mit Nierensteinen wird vom Berufsverband Deutscher Internisten abgeraten, da Vitamin C bei Neigung zu Nierensteinen in Oxalsäure umgewandelt wird (die häufigsten Nierensteine sind Calciumoxalatsteine)
- In Dosen von 3 - 4 g können Magen-Darm-Symtome wie Blähungen und Durchfall auftreten
- Die prophylaktische Wirkung sehr hoher Dosen (1 - 10 g) ist umstritten
Die Gefahr einer Umkehrung der antioxidativen in eine prooxidative Wirkung von Ascorbinsäure besteht bei Störungen der Verwertung von Nahrungseisen (Hämochromatose, Hämosiderose, Thalassaemia major).
Wechselwirkungen:
Vitamin C kann verschiedene Nachweisreaktionen von Glukose im Harn und im Serum stören, ohne den Blutzuckerspiegel zu beeinflussen. Ebenso kann der Nachweis verborgenen (okkulten) Bluts im Stuhl verfälscht werden.
Vitamin C reiche Lebensmittel
Grundsätzlich kann Vitamin C sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln enthalten sein. Tierische Lebensmittel enthalten bis auf einige Innereien wie Leber, Lunge und Nieren keine nennenswerten Mengen an Vitamin C. Vitamin C bzw. Calcium- und Natriumverbindungen der Ascorbinsäure werden häufig als Zusatzstoffe mit antioxidativer Wirkung eingesetzt. Sie müssen mit den E-Nummern 300 - 302 gekennzeichnet werden.
Angaben in mg Vitamin C/100 g Lebensmittel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tierische Lebensmittel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rinderlunge 39 mg Rinderleber 32 mg Schweineleber 23 mg Schweinehin 18 mg Schweinenieren 16 mg Rindernieren 11 mg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pflanzliche Lebensmittel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
Lagerung: Licht, Temperatur und andere Einflussfaktoren
Ascorbinsäure ist stark sauerstoffempfindlich. Zu Vitamin C-Verlusten führen sowohl reine oder durch Metallionen katalysierte als auch durch Enzyme gesteuerte Oxidationsvorgänge. Blanchiert man Gemüse, kann man dem enzymatischen Abbau von Vitamin C entgegen wirken (Inaktivierung der beteiligten Enzyme). Tiefgefrieren verlangsamt die Aktivität der Enzyme und damit auch den Vitamin C-Abbau. Tiefgefrorenes Gemüse und/oder Obst enthält daher deutlich mehr Vitamin C als "frisches", einige Tage gelagertes. Da Vitamin C wasserlöslich ist, kann es auch durch Wässern ausgelaugt werden. Weitere Faktoren, die Einfluss auf den VitaminC -Gehalt haben, sind:
- Erntezeitpunkt
- Transport
- Zubereitung in der Küche
Beim Kochen kommt es zu Verlusten durch Übertritt ins Kochwasser und temperaturbedingte oxidative Zerstörung. Diese fällt besonders bei längerem Warmhalten der Speisen stärker ins Gewicht als bei kurzzeitigem Erhitzen. Darüber hinaus sind zum Erhalt von Vitamin C beim Umgang mit Lebensmitteln und Speisen der Ausschluss von Sauerstoff und Metallionen, v.a. von Kupfer- und Eisenionen, sowie niedrige pH-Werte und Temperaturen anzustreben.
Vitamin C im Reformhaus
- Brotaufstriche, Säfte und Vollfruchterzeugnisse aus Vitamin C reichen Früchten wie z.B. Acerolakirschen, Hagebutten und Sanddornbeeren
- Vitamin C-Präparate: Das Vitamin C stammt bei diesen ausschließlich aus natürlichen Quellen (Acerola, Hagebutten u.a.); die Wirksamkeit und die Verträglichkeit der natürlichen Präparate ist höher als die der synthetisch hergestellten Vitamin C-Präparate, s.o.: Chemie)
- Multivitaminpräparate mit Vitamin C
Literatur
- Heseker, H.; Stahl, A.: Vitamin C: Physiologie, Vorkommen, Analytik, Referenzwerte und Versorgung in Deutschland; Ernährungs-Umschau 3/2010
- Krebs, H.: Vitamin-C-Hochdosistherapie: Leitfaden für die therapeutische Praxis; 3. Aufl. Verlag Urban & Fischer
- https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/vitamin-c-erstaunlich-gesund-1915
⇒ Acerola, Alkohol, Antioxidantien, Diabetes, Eisenspeicherkrankheit, Enzyme, Flavonoide, Guave, Hagebutten, Nahrungsergänzung, Oxalsäure, Sanddorn, Stress, Zusatzstoffe