Superfoods
“Superfoods“ ist eine Trendbezeichnung für Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an ernährungsphysiologisch bedeutenden Stoffen,also einer hohen Nährstoffdichte und/oder einem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen. Auch Lebensmittel mit einem hohen antioxidativen Potential werden häufig werblich als Superfoods herausgestellt. Nach Angaben des Europäischen Informationszentrums für Lebensmittel (European Food Information Council = EUFIC) gibt es keine offizielle oder rechtlich verbindliche Definition.
Auswahl der Superfoods:
Im Internet und in der populärwissenschaftlichen Literatur werden neben einheimischen Lebensmitteln wie Brokkoli, Heidelbeeren oder Rote Bete, vor allem “exotische“ Gemüse- und Obstsorten, wie Açai-Beere, Cranberry, Gojibeere, Granatapfel, Moringa u.v.m. in “Hitlisten“ der 10, 20 oder 50 gesündesten Lebensmittel aufgelistet. Eine stichhaltigewissenschaftliche Basis für solche Listen gibt es nicht. Die Übersicht weiter unten zeigt, welche Lebensmittel häufig als Superfoods beworben werden.
Eigenschaften von Superfoods:
Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl der Superfoods sind:
- Eine starke antioxidative Wirkung → diese wird häufig mit dem ORAC-Wert nachgewiesen. ORAC steht für Oxidative Radical Absorbance Capacity, also die Fähigkeit Sauerstoffradikale abzufangen
- Ein sehr hoher Gehalt an essentiellen Nährstoffen; dabei ist entweder ein einziger Nährstoff besonders stark enthalten (z. B. Vitamin C in Acerola) oder das Lebensmittel zeigt eine ernährungsphysiologisch herausragende Kombination mehrerer Mineralstoffe und/oder Vitamine (Carotin, Vitamin C und E in Sanddorn)
- Das Vorkommen von einem oder mehrerer die Gesundheit fördernder Stoffe; häufig sind es Substanzen, die zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe gehören (Anthocyane → Heidelbeeren, Resveratrol → Rotwein, EGCG → Grüner Tee)
Häufig als Superfood ausgezeichnete Lebensmittel | |
Fisch und Fleisch | Wildfleisch, Fische mit hohem Anteil an Omega-3-Fettsäuren wie Hering, Lachs und Makrele |
Gemüse | Algen (Chlorella, Spirulina), Hülsenfrüchte (Bohnen, Linse, Soja), Knoblauch, Kohlarten (Brokkoli, Rosenkohl), Kürbis, Möhre, Paprika, Rote Bete, Spinat, Tomate, Zwiebel |
Getränke | Kakao (Schokolade mit hohem Kakaoanteil), Tee (grüner, weißer Tee, Matcha, Rotwein) |
Getreide | Amaranth, Brauner Reis, Gerste (als Gerstengrassaft), Hafer, Hirse, Quinoa, Weizen (als Weizengrassaft) |
Gewürze | Curry, Gelbwurz, Ingwer, Koriander, Kurkuma, Meerrettich, Safran, Zimt |
Milchprodukte | Buttermilch, Jogurt, Kefir |
Nüsse und Samen | Cashewnuss, Chiasamen, Hanfsamen, Kürbiskerne, Mandel, Pinienkern, Pistazie, Walnuss |
Obst | Acerola, Ananas, Avocado, Beeren (Açai, Aronia, Blaubeere, Brombeere, Cranberrie, Dattel, Erdbeere, Goji, Hagebutten, Maqui, Sanddorn) Camu Camu, Feige, Granatapfel, Kiwi, Zitrusfrüchte (Grapefruit, Orange, Zitrone) |
Öle und Fette | Kokosfett, Leinöl |
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Rechtliche Aspekte der Superfoods:
In einschlägigen Büchern findet man häufig plakative Heilaussagen, zumindest aber stark gesundheitsbezogene Aussagen (“14 Nahrungsmittel, die Ihr Leben verändern“). Auf den Produkten sind solche Aussagen nur dann als sogenannte Health Claims erlaubt, wenn sie durch anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse nachgewiesen und ausdrücklich in der Positivliste (VO(EU) 432/2012) genannt werden.
So werden Walnüsse im Internet beispielsweise mit folgenden arzneilichen Aussagen beworben:
Sie helfen gegen Asthma, Ekzeme, Herzerkrankungen, einen hohen Cholesterinspiegel, rheumatoide Arthritis und Schuppenflechte. Außerdem verbessern sie kognitive Funktionen und senken den Wert von Lipoprotein (a) einem Risikofaktor für Gefäßerkrankungen).“In Europa ist dagegen nur folgender “claim“ für Walnüsse zugelassen: “Walnüsse tragen dazu bei, die Elastizität der Blutgefäße zu verbessern.“ Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass diese Effekte nur ab einer Menge von 30 g Walnüssen am Tag erzielt werden und das beworbene Produkt diese Menge enthalten muss.
Positve und negative Aspekte der Superfoods:
Positiv:
- Der Begriff Superfoods motiviert mehr Menschen, Lebensmittel mit einem hohen Gesundheitswert zu kaufen
- Der Trend zeigt vielen Menschen die Bedeutung einer gesunden Ernährung im Sinne einer Prävention
- Superfoods werden auch in Verbindung mit zahlreichen Rezepten vermarktet. Dies erhöht die Kochkompetenz und ermutigt zum Ausprobieren neuer Kombinationen
- Superfoods vermitteln gerade jüngeren Menschen eine Verbindung von Spaß und Gesundheit beim Essen.
- Grundsätze der Vollwerternährung wie der Satz von Hippokrates “Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel“ sein oder von Kollath “Lasst die Nahrung so natürlich wie möglich“ bekommen wieder einer erfreuliche Aktualität.
Negativ:
- Superfoods werden häufig mit wissenschaftlich unhaltbaren Gesundheits- und Heilaussagen belegt, die falsche Hoffnungen wecken können wie z. B. die Heilung von schweren Erkrankungen (Krebs)
- Es wird ein Vielzahl von Superfoodsvor allem als Nahrungsergänzungsmittel angeboten, die nur einen geringen Anteil an den beworbenen gesundheitsfördernden Wirkstoffen haben
- Superfoods, insbesondere aus exotischen Pflanzen, die besonders im Trend sind, werden aufgrund der hohen Nachfrage in großen Mengen auf den Markt geworfen. Die Qualität leidet dann stark. Zum Teil werden Produkte angeboten, die nur unzureichend auf ihren Schadstoffgehalt überprüft wurden (Beispiel Gojibeeren mit zum Teil hoher Pestizidbelastung).
- Superfoods werden, wegen der guten Absatzmöglichkeiten, u. U. unter ökologisch und sozial bedenklichen Bedingungen erzeugt.
Literatur:
- EUFIC: Superfood – was verbirgt sich wirklich dahinter; www.eufic.org
- Heschgl, P: Vortrag Superfood; www.fachschule-haslach.it
- Knackpunkt: Wie super sind Superfoods.