Bitterstoffe
Bitterstoffe sind bitter schmeckende Stoffe, die in der Regel mit Wasser gut extrahierbar sind. Es gibt eine große Zahl von Drogen mit bitterem Geschmack. Chemisch-pharmakologisch gehören Bitterstoffe keiner eigentlichen Stoffklasse an. Unter den Bitterstoffdrogen sind auffallend viele, die als Inhaltsstoffe Terpenoide, Glykoside und Verbindungen mit Laktongruppierung enthalten.
Unterteilung der Bitterstoffdrogen:
Aufgrund der Begleitstoffe, durch welche der bittere Geschmack modifiziert ist, unterscheidet man pharmakologisch:
Amara pura ("Reine Bitterstoffdrogen")
Amara aromatica (Bitterstoffe + ätherisches Öl)
Amara mucilaginosa (Bitterstoffe + Schleimstoffe)
Wirkungen von Bitterstoffen:
Das physiologische Merkmal "bitter" kommt durch die Erregung der Bitter-Rezeptoren in den Geschmacksknospen am Zungengrunde zustande. Dadurch werden nicht nur direkt die Speicheldrüsen, sondern auch reflektorisch über den Nervus vagus die Magensaft- und Gallensekretion angeregt.
Bitterstoffe bewirken:
- eine Steigerung der Magensaftsekretion. Der Säuregrad wird erhöht und die Eiweißverdauung wird verbessert.
Fäulnis- und Gärungsvorgänge werden vermindert. Der Appetit wird angeregt - eine Steigerung der Speichelproduktion
- einen vermehrten Gallenfluss (diese Wirkung kommt z.T. durch direkte Einwirkung zustande, d.h. hierzu ist nicht unbedingt die Reizung der Geschmacksnerven nötig).
Man kann auch Dragees einnehmen. Ein Teil der verdauungsfördernden Wirkung wird "verschenkt". Interessant für Personen, die zuviel Magensäure haben. Erwünschtes Resultat dieser Wirkungen ist eine verbesserte Nahrungsverdauung (Ausnutzung) sowie eine verbesserte Nahrungsdesinfektion (vermehrte Säuresekretion), was wiederum eine Verminderung von Darmbeschwerden zur Folge hat.
Weniger bekannt ist eine Eigenheit, welche in der Praxis von großem Nutzen ist, nämlich die deutlich allgemein anregende Wirkung der Bitterstoffdrogen.
Sie wirken appetitanregend und tragen gleichzeitig zur Verbesserung des Allgemeinbefindens bei, weil sie die körperlichen Funktionen allgemein anregen.
Anwendung und Zubereitung von Bitterstoffdrogen:
Der reflektorische Reaktionsmechanismus und die Erregung der Geschmacksnerven machen es notwendig, dass Bitterstoffzubereitungen rund 30 Minuten vor den Mahlzeiten und mit einer längeren Verweildauer im Munde eingenommen werden müssen.
Wässrige Zubereitungen können, sofern diese immer wieder frisch hergestellt werden, als sehr sinnvolle Bitterstoffzubereitungen eingestuft werden. Bitterstoffe sind allerdings chemisch nicht stabil, und der Bitterwert nimmt insbesondere bei unnötiger Hitzeeinwirkung ab. Ein Teeaufguss darf also nicht aufgekocht, sondern nur überbrüht werden, besser noch ist ein wässriger Kaltansatz. Auch bei unsachgemäßer Lagerung (z.B. bei zu hoher Luftfeuchtigkeit) kann der Bitterwert abnehmen. Eine alsbaldige Verwendung im Haushalt ist anzuraten.
Qualitätsmerkmal "Bitterwert":
Das Arzneibuch schreibt die Bestimmung des "Bitterwertes" vor, d.h. es wird festgestellt, in welcher Verdünnung eine Droge gerade noch bitter schmeckt.
Bitterstoffdrogen:
Zu den wichtigsten Bitterstoffdrogen zählen:
Artischockenblätter, Benediktenkraut, Enzianwurzel, Fieberklee, Hopfenzapfen, Isländisch Moos, Kondurangorinde, Löwenzahnkraut, Pomeranzenschalen, Schafgarbenblüten und -Kraut, Tausendgüldenkraut, Teufelskrallenwurzel, Wermutkraut
Literatur:
- Schilcher, H.: Kleines Heilkräuter-Lexikon; Diaita Verlag.
- Maiwald, L.: Bitterstoffe; Zeitschrift für Phytotherapie 8
siehe unter den einzelnen Arzneipflanzen